
Südtirol ist ein Gruppenziel für jede Jahreszeit, und es lockt mit kulturellen Attraktionen, die sich bestens auch bei Rad- und Wandertouren entdecken lassen. Dazu kommt eine außergewöhnlich vielfältige Museumslandschaft.
Zu den schönsten und daher auch am gern besuchten Zielen in Südtirol gehören die Gärten von Schloss Trauttmansdorff – eine Attraktion, die bestens auf Gruppen eingestellt ist. Die Gärten liegen auf einem sonnenverwöhnten Hang oberhalb von Meran, wo sich auf rund 12 ha nicht weniger als 80 Gartenlandschaften erstrecken, die thematisch in vier Gartenwelten gegliedert sind: die Waldgärten, die Sonnengärten, die typischen Landschaften Südtirols sowie die Wasser- und Terrassengärten. Die Gärten selbst empfehlen für Gruppen einen Aufenthalt von drei bis fünf Stunden. Im Garten befindet sich ein Restaurant, das auf Anfrage Menüs für Gruppen anbietet.
Inmitten der Gärten liegt in Schloss Trauttmansdorff das Touriseum, Südtirols Landesmuseum für Tourismus, das sich 250 Jahren alpiner Tourismusgeschichte widmet. Abwechselnd wird aus der Perspektive der Einheimischen und der Gäste erzählt. Eine der berühmtesten Besucherinnen Südtirols und der Gärten von Schloss Trauttmansdorff war Kaiserin Elisabeth, besser bekannt als Sisi oder Sissi, deren Spuren man hier folgen kann. So verbindet ein Weg mit verschiedenen Bezugspunkten zur Kaiserin die Gärten mit dem Stadtzentrum von Meran. Über elf Etappen, von denen jede eine eigene kleine Geschichte erzählt kann, führt der Weg von den Gärten bis zum Sissi-Park am Eingang zur Sommerpromenade.

Kaiserin Elisabeth von Österreich auf einem 1865 geschaffenen Porträt von Franz Xaver Winterhalter. Darauf trägt die Kaiserin in ihrem Haar die sogenannten Sissi-Sterne. | Bild: Hofburg
Wandern und Radfahren
Eine ideale Möglichkeit, um Südtirol wandernd zu entdecken, bieten die Waalwege, von denen es im Vinschgau und im Meraner Land eine große Auswahl gibt. Diese Kanäle wurden zur Bewässerung von Wiesen und Felder angelegt und über Jahrhunderte instandgehalten, oft mit einem enormen Aufwand. Der Wasserhüter, auch „Waaler“ genannt, sorgte dafür, dass jeder Bauer sein Wasser erhielt. Er ging regelmäßig die Kanäle ab, um zu kontrollieren, ob sie funktionstüchtig sind. Die Waalwege entlang der historischen Bewässerungskanäle gehören heute zu den beliebtesten Spazierwegen in Südtirol, da sie zum einen beinahe das ganze Jahr über begehbar sind und zum anderen größtenteils durch flaches Gelände führen.
Einer dieser Wege ist der Oberwaal bei den Orten Tartsch und Mals im Vinschgau. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1348 zurück. Die Wanderung startet in Burgeis und über die Malser Haide – die als der größte Schwemmkegel der Alpen gilt. Nach Überquerung der Planeiler Straße beginnt der Oberwaal und führt durch einen Mischwald bis zur Jausenstation Solis hoch über Mals. Der Ausblick über den oberen Vinschgau ist das Highlight einer Wanderung entlang dieses Waals.
Eine weitere Möglichkeit, die schöne Landschaft und das kulinarische Angebot Südtirols zu genießen und gleichzeitig aktiv zu sein, sind Radtouren. Von Norden nach Süden verbindet etwa die Brenner-Radroute die historischen Städte Sterzing, Brixen, Klausen und Bozen. Von Klausen nach Brixen sowie wieder zurück führt beispielsweise eine leichte Radtour, die am Marktplatz von Klausen in der Nähe der Nordeinfahrt der Stadt beginnt. Der Weg führt dann Richtung Norden größtenteils den Eisack entlang bis in das Stadtzentrum von Brixen.
Eine weitere Waalwanderung kann man in Marling, Meran und Umgebung unternehmen. Sie führt entlang der Höfe am Marlinger Berg und gilt als mittelschwierige Rundtour mit mehreren Einkehrmöglichkeiten. Sie beginnt am Marlinger Bahnhof, von wo aus es hinauf zum Marlinger Waalweg geht. Über diesen geht es weiter in Richtung Lana, bevor der Höhenweg in Richtung Süden abzweigt, wobei man immer wieder Einkehrmöglichkeiten findet, ehe man über den Marlinger Waalweg zurück ins Ortszentrum von Marling gelangt.

Eine ideale Möglichkeit, um Südtirol wandernd zu entdecken, bieten die Waalwege, von denen es im Vinschgau und im Meraner Land eine große Auswahl gibt. | Bild: Thomas Burgert
Zeitreise in die Welt der Gletschermumie
Im Westen von Südtirol kann man mit dem Rad vom Reschenpass bis nach Salurn der antiken Römerstraße Via Claudia Augusta folgen. Natürlich lassen sich hier auch einzelne Abschnitte dieser geschichtsträchtigen Route absolvieren. Die Via Claudia Augusta gilt als die für Radfahrer leichteste Alpenquerung in Europa. Entlang der Strecke locken Köstlichkeiten aus Küche und Keller. Tipp: Kulinarisch besonders reizvoll ist der Herbst.
Die historische Route ist ein Beispiel, wie reich an Geschichte und historischen Zeugnissen Südtirol ist, denn die Region war schon lange vor den Römern besiedelt. Erleben lässt sich das im Schnalstal, wo sich mit dem ArcheoParc ein archäologischen Freilicht- und Aktivmuseum befindet, in dem sich die Lebenswelt des berühmten Gletschermanns Ötzi nicht nur betrachten, sondern aktiv erleben lässt. Es gibt rekonstruierte Häuser, Indoor-Ausstellungen, einen Baumlehrpfad, eine Besucherwerkstatt mit Brotbackhaus, ein Bootssteg sowie einen Bogenschießstand.
Thematisch kombinieren lässt sich ein Besuch des ArcheoParc mit einem Besuch des Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen, rund 60 km entfernt, wo die Mumie von Ötzi zu sehen ist. Die Gletschermumie wurde 1991 am Similaun auf 3.210 m Höhe und auf italienischem Staatsgebiet gefunden. Untersuchungen ergaben, dass Ötzi um 3.300 v. Chr. lebte und etwa 46 Jahre alt war, als er durch einen Pfeilschuss ums Leben kam. Für die Aufbewahrung der Mumie im Museum in Bozen wurde eigens eine neue Kühltechnik entwickelt werden, die –6°C und 98 % Luftfeuchtigkeit gewährleistet. Sehr beeindruckend ist eine dreidimensionale Rekonstruktion von Ötzi.

So eine Gletschermumie wie der Ötzi will gehegt und gepflegt sein. Im Südtiroler Archäologiemuseum kommt der „Mann aus dem Eis“ regelmäßig in den Genuss einer Befeuchtungsbehandlung. | Bild: Südtiroler Archäologiemuseum/Marion Lafogler
Burgen und Schlösser
Ötzi lebte in rauen und gefährlichen Zeiten, die wiederkehrten, nachdem die Römer erst einmal abgezogen waren. Zeugnisse der bewegten und nicht immer sicheren Jahrhunderte, die auf die Römer folgten, sind die zahlreichen Burgen Südtirols. Als besterhaltene Festungsanlage Südtirols gilt die Churburg bei Schluderns. Beeindruckend ist die Rüstkammer, die als größte private Sammlung dieser Art gilt. Zu sehen sind bestens erhaltene Rüstungen, Schwerter, Hieb- und Stichwaffen – allerdings keine Schusswaffen, da diese während der Napoleonischen Kriege requiriert wurden. Eine Besichtigung der Churburg ist nur mit Führung möglich.
Regelrecht zum Leben erwacht das Mittelalter in der Burg Taufers in Sand in Taufers im Ahrntal. Hier gibt es einfach alles, was man von einer Wehranlage erwartet: eine Toranlage mit Zugbrücken, Wehrgänge, Burggarten, Bergfried, Kapelle und Rittersaal. Die Einrichtung der 64 Räume ist nahezu vollständig erhalten. Echte Schätze sind die Zirbelholzvertäfelungen sowie die Fresken in der Kapelle sowie die Rüstungen und eine umfangreiche Bibliothek.

Thema des MMM Firmian in Schloss Sigmundskron bei Bozen ist die Geschichte und Kunst des Bergsteigens. | Bild: Thomas Burgert
Das Faszinierende auf Schloss Runkelstein ist der umfangreiche Freskenzyklus, der als wohl größter erhaltener profaner Freskenzyklus des Mittelalters gilt, was Runkelstein den Beinamen „Bilderburg“ eingetragen hat. Die Fresken erzählen von Rittersagen, Hofdamen und Szenen aus der Literatur, vom höfischen Leben und von der Jagd.
Tipp: Zu Weihnachten lädt Schloss Tirol bei Meran zum Tiroler Schlossadvent ein. Besucher erleben hier Handwerkskunst auf einem Weihnachtsmarkt mit viel Besinnlichkeit. Bei entsprechender Witterung wird auch eine Kutschfahrt über den Schlossweg bis etwa 300 m vor den Schlosseingang angeboten.
Autor: Thomas Burgert, erschienen in busplaner 5/6 2025
Teaserbild: Schloss Trauttmansdorff/Karlheinz Sollbauer
















